Wer spielt heute noch schwarzer Peter?

Als Kinder haben wir das Spiel geliebt, wo es rein auf die Intuition ankam, wer wohl die Karte mit dem schwarzen Peter zieht. Gelacht haben wir, die Spannung genossen und zu schummeln versucht, so gut es nur ging. Heute lachen wir nur mehr selten wenn es darum geht wer wohl den schwarzen Peter zieht, ganz im Gegenteil.

Geschummelt wird aber noch immer, wenn möglich.

Überall

Es scheint in vielen Unterhaltungen, ob im Job, in der Familie oder sogar in politischen Ansichten ein zentrales Diskussionsthema zu sein, wer wohl Schuld an etwas trägt. Man hört viele überzeugende Geschichten, wo gross verurteilt und angeklagt wird, doch sie widersprechen sich häufig.

Vereinfacht könnte man sagen: Jeder erzählt seine eigene Geschichte, so wie es ihm passt. Was wir gerade dann gut beobachten können, wenn wir mehrere Seiten einer Geschichte von verschiedenen Leuten hören. Die eine, absolute Wahrheit zu finden ist dann schwierig. Meist entscheiden wir uns dann für eine Seite oder finden noch eine weitere mögliche Version, die alle anderen Ansichten erklärt.

Tieferer Blick

Diese Illusion ein ganz objektives und unanfechtbares Urteil fällen zu können oder eine einzige Ursache zu finden, ist zwar für viele wünschensswert, aber nicht einfach. Trotzdem basiert unsere Rechtssystem darauf, was scheinbar auch unsere Denke und unser Miteinander prägt.

Doch hat nicht jeder Täter auch eine schwere Kindheit oder andere Umstände, die ihn zu Missetatten getrieben haben?

Gibt es nicht immer auch mehrere Leute, die an einer Situation beteiligt sind?

Leidet nicht jeder Verurteilter auch an geistigen Fehlannahmen und Missverständnissen, die ihn zu seinen Taten regelrecht durch Logik gezwungen haben?

Eskalation

Gerade im Privatbereich neigen wir dazu Geschichten oft so zu erzählen, dass jemand den schwarzen Peter bekommt ohne überhaupt angehört oder verstanden worden zu sein. Vielleicht weil es bequem ist, die eigene Verantwortung oder Beteiligung abzuschieben oder vielleicht weil wir damit den Betreffenden endlich auf Distanz halten können und sicherlich damit man selbst nicht die Schuld zugewiesen bekommt.

Manche Familiendynamiken scheinen sich sogar um das Prinzip zu drehen, dass sich jeder selbst möglichst unschuldig und makellos darzustellen, besonders wenn der Haussegen schief hängt. Manchmal klagt man nur zu diesem Zweck andere an, nämlich um einen anderen Schuldigen zu finden und von sich selbst geschickt abzulenken.

In der Krise

Natürlich zeigt sich in schwierigen Zeiten dann ganz deutlich, dass Schuldzuweisungen und Vorwürfe in keinem Fall irgendein Problem lösen. Wer nach vorne sieht, erkennt, dass jede Entwicklung nur neue, herausfordernde Situationen erschafft, die für jeden auch grossartige Gelegenheiten bergen.

Mit einer verurteilenden Haltung aber, mit dem Fokus auf die Vergangenheit und dem ausgestreckten Zeigefinger der Schuld lassen sich diese neuen Möglichkeiten nicht sehen, weil man in die falsche Richtung blickt. Anstelle am Alten festzuhalten bedarf es den Mut sich Gedanken über die Zukunft zu machen und nach den Sternen zu greifen, die immer vor uns leuchten.

Was, wenn es gar keine Schuld gibt?

Viele Jahre lang habe ich als Therapeutin immer wieder diese Schuldfragen als ganz tiefe Blockaden an meinen Klienten erlebt – und natürlich auch den Spiegel in mir selbst. Aufgelöst wurden diese mentalen Widerstände immer ganz einfach durch den eigenen Hausverstand oder Logik.

Dieses Wort „Schuld“ hat der Mensch irgendwann erfunden, um sich gegenseitig zu dominieren oder als Anlass für Zank und Kriege, sonst gar nichts.

Denn wie kann es falsch sein seinen eigenen Weg zu gehen und sogenannte Fehler zu machen, gleich einem kleinen Kind, das hinfällt während es Gehen lernt?

Wie kann es unmoralisch sein seine eigenen Wunschträume verwirklichen zu wollen oder ein besseres Leben anzustreben?

Liebe wird aus Mut gemacht

Der Verstand hält allzu gerne an Altvertrautem fest oder einfachen Vorstellungen wie das Leben und wie Menschen zu sein haben, doch was wenn das Herz in eine andere Richtung zieht? Wird dann nicht Vorsicht und Sorge zum Hindernis für Liebe und Selbstverwirklichung?

Wir alle erleben diese Konflikte ständig, teils bewusst und teils unbewusst, wie es uns unsere Körper mit Krankheiten oder Unfällen gerne aufzeigt. Die Spiritualität sollte uns da Lösungswege aufzeigen und Vertrauen in unsere Herzenswünsche und Hoffnungen geben, anstatt sich in unnötige Moraldiskussionen zu verstricken.

Der Weg ist das Ziel

Die Irrungen und Wirrungen des Lebens sind menschlich und verzeihlich. Sie bedürfen weder der Wiedergutmachung noch der Verurteilung.

Lediglich der Rückkehr auf den liebevollen, kreativen Weg.

Und natürlich des Verzeihens. Das Verzeihen und Vergeben sollte ein Teil unseres Charakters bleiben, denn nur dann haben wir den Kopf frei nach vorne zu sehen und mühelos die Richtung zu wählen, die unser Innerstes uns vorgibt.

ALOHA Susanna

I KA PONO MEA – Alles ist richtig, alles ist gut

Weisheit aus Hawaii

Post Author: Susanna

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