Der Widerspruch in den Systemen wird nur allzu deutlich, wenn man sich intensiver mit Bildungseinrichtungen auseinandersetzt.
Ich nehme an, die meisten Eltern sehen sich genau in diesem Zwiespalt von Anpassung an ein widersprüchliches System und gleichzeitig die Selbstständigkeit ihrer Kinder zu fördern.
Eine der beiden Wünsche muss auf der Strecke bleiben, denn ein vernünftiger und mündiger Mensch versteht nicht, warum es nötig ist Unsinn auswendig zu lernen und sich damit den Kopf zu füllen.
Einfach ausgedrückt, ist es nicht möglich beider Herren Diener zu sein: der Arbeitsmarkt will angeblich kreative und lösungsorientierte Denker, gleichzeitig sollen sie schweigen und sich unterordnen, wenn es eine Autorität verlangt.
Was nun: gehorsame Soldaten oder kreative Freigeister?
Klimax eines alten Themas
Dieses Dilemma beschäftigt nicht nur alle Eltern, es ist ein altes Paradoxon, das auch vielen im Arbeitsleben Probleme bereitet. Denn beinahe jede Ebene in einer Hierarchie ist davon betroffen. Das heißt auch jeder Vorgesetzte schwankt hin und her, weil er widersprüchlichen Anforderungen ausgesetzt ist.
Diese Volatilität treibt einige in den Wahnsinn, den wir heutzutage Burnout nennen. Weil irgendwann genug ist und der Körper zu streiken beginnt unter all dem Druck und Hin-und-Her.
Wir stecken eben mitten in einem Übergangsprozess wo die eigenständige Kreativität das Regelwerk ablösen soll. Doch beides einzufordern ist extrem stressig. Uns ist auch klar geworden, dass Motivation von Innen kommt aus der Freude und der Lust am Erfolg und nicht aus der Angst vor Bestrafung oder Misserfolg.
Trotzdem leben wir in einem Durcheinander, wo scheinbar beides erlaubt und normal ist, obwohl es sich eklatant widerspricht. Mehr noch: es gibt immer mehr Vorschriften, Verbote und Anforderungen, die unter Androhung von Repressalien eingefordert werden.
Wir lassen uns also noch immer beeindrucken von Angstmache und Schwarzmalerei, obwohl wir für uns längst erkannt haben, dass wir anders leben und arbeiten wollen.
Systemkritiker
Aber auch die Erkenntnis, dass man selbst Informationen überprüfen muss, die in Medien oder sogar Lexika vorgegeben werden, führt zu einem Dilemma. Denn bei genauerer Überprüfung halten die wenigsten Fakten oder sind zumindest nur wesentlich komplexer zu plausibilisieren, als die Schulbücher uns weis machen wollen. Wie kann dann ein Lehrer tatsächlich eine Autorität in Sachen Wissen sein, wenn dieses Wissen Fehler enthält oder sich sogar als unwahr herausstellt.
Es gibt eine Untersuchung nach der Forschungsergebnisse im Durchschnitt 30 Jahre ( sic!) benötigen um ins Lehrmaterial von Grundschulen wandern. Andererseits kann man sich durch Medien über aktuellste Erkenntnisse sehr schnell informieren, wozu Schüler ja auch aufgefordert werden.
Ein ganz einfaches Beispiel dafür ist der Gesundheitsfaktor von Milchprodukten, die längst als schädlich bis krebserregend eingestuft werden, insbesondere für männliche Erwachsene. Diese Information sickert nur sehr langsam in das Bewusstsein des Mainstreams und wird wahrscheinlich noch länger als 30 Jahre brauchen, um tatsächlich so an Schulen gelehrt zu werden.
Was soll also der gewissenhafte Schüler dann bei der Prüfung seinem „alten“ Lehrer sagen? Was er hören will oder was der aktuelle Stand der Wissenschaft außerhalb des Lehrmaterials ist?
So nicht!
Oder gewöhnen wir die Kinder einfach daran, dass sie mit der Wahrheit ambivalent umgehen sollen und je nach Situation einfach das sagen, was der andere hören will?
Das ist momentan doch die große Systemkrise, weil gerade durch das Internet eine Informationsvielfalt zugänglich ist, die alte Strukturen nicht nur teilweise unnötig macht, sondern sie sogar demontiert.
Da liest man von neuen, effizienten Lernmethoden und muss zusehen wie Lehrer entweder gar nichts davon wissen oder sich dadurch bedroht fühlen.
Modernere Lehrer werden regelrecht in die Zwickmühle gebracht, einerseits den Job systemkonform abwickeln zu müssen, andererseits Lust und Kompetenz für wesentlich besseren Unterricht hätten.
Die Frustration auf beiden Seiten ist doch vorprogrammiert angesichts dieser Diskrepanzen und es wird kein rechtes Licht am Ende des Tunnels sichtbar.
Wir machen alle mit
Aber auch die Eltern bremsen ganz erfolgreich große Veränderungen ab, denn der Wunsch dass das eigene Kind in dieser Welt erfolgreich wird, lässt sie oft sehr konservativ agieren. Die Haltung, dass Anpassung an Bestehendes mehr bringt, als Kinder sich völlig frei und kreativ entwickeln zu lassen, ist sehr weit verbreitet.
Aber das ist doch die Resignation der älteren Generationen, die scheinbar vergessen haben, dass es nötig ist sich proaktiv für Veränderungen einzusetzen.
Hoffnungsschimmer
Vielleicht werden wir in dieser schnellen Zeit auch große Verbesserungen erleben, eben weil jede Entwicklung sich rasend schnell verbreitet.
Gerade gute Ideen und Lösungsansätze könnten so in kürzester Zeit um die ganze Welt gehen und Erfahrungen sofort ausgetauscht werden. Es bleibt also zu hoffen, dass sich die Vernunft und der Hausverstand immer mehr durchsetzen und zu wunderbaren, neuen Entwicklungen führen.
2 thoughts on “Soldat oder Freigeist – was wollen wir für unsere Kinder?”
Sabrina
(4. Februar 2019 - 22:35)WOW….
DANKE SUSANNA,
Ich kämpfte gegen diese übel ausgedrückt
“ Vergewaltigung“
meiner Kinder an den Schulen.
Die Lehrer funktionieren, wie das System es verlangt.
Manche wenige folgen einer Berufung… Sohn: “ Das sind die wahren Lehrer;
Meinen Kindern ist eine offene, freundliche, klare Beziehung zu den Lehrern wichtig. Sohn: “ So lerne ich am besten, wenn ich mich wohl fühle. So kommen mir die besten Ideen.“
Meine Kinder sagen, spiegeln was sie blockiert, geben kontra, stellen sich quer, kritisieren, tollerieren keine Übermachtung…, stehen dabei auf der unterlegenen Seite.
Natürlich war das im Lernprozess
“ Grenzen einschätzen“ hart….oh wie war ich oft in der Schule…
Stand hinter meinen Kindern.
Sie sind Klassensprecher und gut in den Fächern, ohne dass sie jemals von mir Druck erfahren haben.
Sie sagten mal: Warum bestimmen die Lehrer alles, die Kinder sind doch viel mehr.
Gerade heute hatten wir beim Abendessen wie schon so oft darüber gerätselt, wozu man komplizieteste Matheaufgaben lösen muß. “ Ab der 7. Klasse lernt man nur noch unnötiges Zeug. Kein Mensch braucht sowas für das Alltägliche Leben“, sagte der 13 Jährige.
Ich fragte: Welches Fach hättest du denn lieber?
“KREATIVITÄT, jeder setzt sich kreativ mit einem Thema aus 1000 Möglichkeiten auseinander, zum Beispiel auch als Team. Und dann präsentiert man das…
Man kann Werken, Malen, den Computer benutzen, einen Film drehen, experimentieren…alles.
Was ist Zeit?
Sind wir nicht alle Kinder die aus einer Zukunft gekommen sind, die damals noch nicht wahr war?
Warum denken wir, dass Vergangenheit hinter uns liegt, wenn sie doch aus der Zukunft kommt?
Warum glauben wir an die Gegenwart?
Ist sie eine Momentaufnahme der Zukunft?
Wer macht die Momentaufnahme?
Wenn das so ist sollten wir uns zu der besten Zukunft bewegen und den Kindern aus unserer Mitte spielerisch und neugierig folgen, um ihnen die liebevolle Welt, die wir uns für sie und damit uns wünschen, aus unserer Zukunft zu schenken. Wir sind unsere Anführer und Späer, wir sind unsere Heiler und Hüter. Wir kreieren uns im freudigen Entdecken und laufen den Kindern entgegen, die wie wir selbst, aus der Zukunft kommen.
Susanna
(5. Februar 2019 - 7:46)Ja, liebe Sabrina, du bringst es auf den Punkt.
Wir wollen nicht die Vergangenheit wiederholen und ständig zurück blicken, sondern nach vorne sehen und etwas Neues, Besseres erschaffen.
Warm-umarm,
Susanna