Es war immer schon die Aufgabe der Spiritualität sich um das „Grosse Ganze“ zu kümmern, also es zu beschreiben und Menschen dazu anleiten mit ihm in Verbindung zu bleiben.
Was in unserer Kindheit als Weihnachtsmann, Himmelvater oder auch Jesus, das Gotteskind in Menschengestalt angebetet und sogar angebettelt werden sollte, wurde auch gefürchtet. Der englische Komödiant Ricky Gervais nannte ihn immer den „kostenlosen Babysitter“ seiner Kindheit, denn seine Mutter warnte ihn gerne mit den Worten „ der liebe Gott sieht alles Ricky, also sei brav und anständig.“ Und auch in der Bibel wird mit düsteren Bildern und Racheglüsten von Jahwe nicht gespart, natürlich um die Rechtschaffenheit des auserwählten Volkes anzuspornen.
Missverständnisse
Immer wieder habe ich Leute getroffen, die genau wegen solcher Androhungen mit der christlichen Kirche gebrochen haben. Die Schreckensbilder von Teufel, Dämonen und Sünde haben derart überhand genommen, dass viele Prediger angsteinflössend und manipulativ wirkten, anstatt Heil und Segen zu bringen.
Selbst heute noch wird von einigen mit Armageddon und Hölle gedroht, der sich individuell kleidet, anders benimmt oder gar irgendwelche hanebüchenen Regeln nicht befolgt. Der Wahnsinn ist möglicherweise kleiner oder weniger häufig geworden als im Mittelalter, aber er schreckt viele ab, sich überhaupt mit Spiritualität zu beschäftigen.
Dunkelheit
Dabei machen düstere Gedanken und Aussichten auch nicht vor dem atheistischen Mainstream halt, ganz im Gegenteil sind die Medien voll mit grauenhaften Bildern und Informationen. So vielen unterschiedlichen und widersprüchlichen Fakten, dass man ja gar nichts mehr glauben kann oder irgendwann alles für schlecht hält. Genau diese Verwirrung setzt dem modernen Menschen seelisch viel mehr zu, als man meinen mag und vergiftet das Klima unter den Menschen.
Glücklicherweise haben wir eine inneren Überlebensdrang, der uns immer wieder reinigt und Hoffnung schöpfen lässt. Je nachdem wie gut es uns gelingt abzuschalten und Klarheit zu bekommen, wie gut wir unser Leben führen und uns mental und emotional managen können. Doch diese Schwermut und dieser ewige Kampf im eigenen Kopf und gegen anderen Köpfe, lässt das Erwachsenenleben mühsam werden und die Leichtigkeit der Kindheit vermissen.
Wahre Weisheiten
Das Leben ist ein Spiel, sobald wir begriffen haben wie es funktioniert und seine Mechanismen beherrschen gelernt haben. Das ist eine fundamentale Weisheit, die in jeder Religion und Kultur gelehrt werden sollte, wenn nicht sogar in den säkularen Schulen selbst.
Denn die Welt ist so wie du sie siehst und was du von ihr glaubst. Also glauben Gutes und Schönes, dann wirst du es auch erleben und weitergeben können.
Diese unnötige Angst vor falschen Hoffnungen und Enttäuschungen ist der einzige Stolperstein, den es zu einem Trittstein zu verwandeln gilt. Doch raus aus Angst und Zweifel kommt man nur mit viel Mut und Entschlossenheit oder eben einem absoluten Vertrauen in das Gute. Deshalb sollte jeder Glaube, jede Konfession oder spirituelle Richtung genau dieses Schöne und Wunderbare besprechen und kultivieren. Das ist die Quintessenz jeder Religion, die sich mit der grossen Schöpfung beschäftigt und das riesige Potential darin entfalten lassen will.
Intelligenz
In unserer Kultur scheint ein gewisser Pessimismus den Status von höherer Intelligenz auszuzeichnen, denn Unkenrufern, Kritikern und Schwarzmalern wird scheinbar mehr geglaubt als den Gutmütigen. Dabei hält man die Negativreder für realistisch und glaubhafter, denn was scheinbar naive Gläubige so denken und reden scheint viel zu gut um wahr zu sein.
Wir verkennen noch immer die Macht unserer Gedanken und Worte, mit denen wir genau dieses Unheil selbst erschaffen, vor dem wir Angst haben. Somit bestätigen wir unsere schlimmsten Befürchtungen und bleiben in einem relativ negativen Teufelskreis stecken. Manchmal gelingt es daraus ausbrechen und manchmal fragt man sich, warum man immer wieder die gleichen Probleme oder Situationen in seinem Leben wieder findet.
Gewohnheiten
Anders zu denken, zu reden und zu handeln, geschweige denn anders zu fühlen ist schwierig, denn wir haben bereits Gewohnheiten entwickelt oder sie gar von unseren Eltern oder Lehrern ungefragt übernommen. Das passiert so unbewusst und macht einen grossen Teil unserer Persönlichkeit, ja sogar unserer Identität aus, dass wir uns teilweise gar nicht vorstellen können anders zu sein. Doch genau da liegt die Lösung.
„Veränderung ist die einzige Konstante im Leben“, sagte Albert Einstein, der grosse Physiker und Nobelpreisträger so treffend. Wenn wir uns also ohnehin laufend ein wenig ändern, wenn sich unsere Körperzellen ohnehin jede Woche völlig erneuern, warum dann nicht eine allmähliche Veränderung hin zum Positiven anstreben? Keiner verlangt eine radikale Kehrtwende, auch wenn das an manchen Tagen wünschenswert wäre. Allein die Entschlossenheit sich nach und nach zu verbessern, zu lernen und positiver zu werden, ist die entscheidende Absicht.
Katharsis
Diese Selbstbestimmung hin zu einer guten Welt, einem guten Leben und einem guten Teilnehmer in diesem Spiel der Inkarnation ist möglich und sie besteht aus vielen kleinen Schritten – aus vielen Tagen und Erlebnissen und aus vielen wunderbaren Begegnungen.