Es war noch in der Schulzeit als ich durch Hermann Hesses „Siddhartha“ in poetisch eloquenter Weise vom Leben und der Philosophie von Buddha hörte.
Ich habe viel übrig für indische Geschichten, Märchen und Sagen, die oft durch blumige Bilder und sehr unerwartete Wendungen tiefe Weisheiten offenbaren.
Gerade die Geschichte von Siddhartha Gautama hinterliess bei mir einen tiefen bleibenden Eindruck, nicht zuletzt ob seiner Bedeutung für eine grosse Weltrelgion.
Mit dem silbernen Löffel im Mund …
Als Sohn eines Brahmanen wurde der junge Prinz in die höchste gesellschaftliche Kaste geboren und schien zu einem Leben als Fürst bestimmt. Zudem war er mit gutem Aussehen und vielen Talenten gesegnet, sodass er bereits als junger Mann die Herzen vieler Frauen eroberte.
Im Palast seines Vaters frönte er nicht nur den schönen Künsten, sondern dem Überfluss ganz generell und feierte mit seinen Freunden ausschweifend. Nichtsahnend, dass es ausserhalb der Mauern ganz andere Sorgen und Nöte gab, dass Leute krank wurden und viele Untertanen im Elend lebten. Denn all das Hässliche wurde sorgsam vor ihm versteckt, wenn der junge Prinz zufällig durch die Strassen der Dörfer kam.
Die andere Seite
Eine Bemerkung eines Freundes machte Siddharta irgendwann auf diese Vertuschung aufmerksam und setzte damit einen Stein ins Rollen. Also schlich er sich heimlich aus dem schützenden Palast um völlig entsetzt festzustellen, dass man jahrelang vor ihm das Leid der Menschen verheimlicht hatte.
Auch wenn der Prinz ein oberflächliches Luxusleben geführt hatte, so war sein Herz doch sehr weich und sein Mitgefühl für andere Leute sehr gross als er das Elend mit eigenen Augen sah. Und so entschloss er sich den Freuden und Bequemlichkeiten seines bisherigen Lebens Adieu zu sagen und ein Leben in Askese zu führen.
Jahre der Enthaltsamkeit
Nur von den Gaben der Leute ernährte er sich fortan und verbrachte die meiste Zeit in Meditation und Einsamkeit. Was wie eine jahrelange Busszeit für seine unverschuldete Ignoranz anmutet, war in Wirklichkeit eine Zeit der Reinigung auch wenn sie zunächst aus Rebellion gegen den väterlichen Wohlstand gerichtet war..
Sein Körper, sein Geist und auch die Emotionen verändern sich und arbeiten nur mehr auf dem Miinimum, und klärten sich nach und nach.
Bis er eines Tages in einen Zustand der Erleuchtung gelangte, und damit auch die Klarheit gewann, wie ein gutes Leben wirklich auszusehen hat.
Die goldene Mitte
Weder das eine noch das andere Extrem sind erstrebenswert, also weder der unnütze Überfluss und das ausschweifende Leben des reichen Prinzen, noch die Ablehnung aller Fülle und das darbe Dasein des Asketen. Im Mittelweg, in einer Art Ballance zwischen den materiellen Freuden und der spartanischen Bescheidenheit, wird der Weg des rechtschaffenen Menschen liegen.
Das bedeutet zum einen Dankbarkeit für die Fülle des Lebens, aber zum anderen auch der Genuss der Einfachheit. Sich nicht in den oberflächlichen Dingen zu verlieren, aber auch nichts ablehnen, sondern mit Freude und Mitgefühl zu teilen und zu geniessen.
Empathie
Der Buddhismus ist zudem bekannt dafür, dass er Mitgefühl predigt, wie es auch immer wieder vom Dalai Lama eindringlich betont wird. Dieses Wort Mitgefühl ist in der deutschen Sprache nicht ganz klar und im Christentum verwendet man auch gerne das Wort „Nächstenliebe“, was der Bedeutung in der buddhistischen Lehre auch etwas näher kommt.
Denn schliesslich nützt es niemandem mit ihm mit zu leiden, sondern jeder verdient Verständnis und Respekt für seine augenblickliche Situation oder vergangene Verfehlungen. Dabei werden Verirrungen im Geist oder auch emotionale Turbulenzen genauso verziehen wie Missetaten oder böse Worte.
Verurteilung
In allen Religionen lernen wir auf uns selbst zu achten und selbst das zu leben, was wir für richtig halten ungeachtet dessen, was andere dazu sagen.
Genauso sollen wir nicht über andere urteilen oder ihre Handlungen verurteilen, so wie wir uns das auch von ihnen wünschen.
Gerade was das Materielle angeht, also der weltliche Besitz, haben das viele Leute vergessen. „Wirtschaftsneid“ lautet ein neuer Begriff aus der Psychologie, der genau das beschreibt, was wir früher Missgunst und Neid nannten, wenn es sich um Geld und Besitz dreht.
Sichtbarkeit als Falle
Es ist auch einfach genau das anzuprangern oder zu missbilligen, was jemand andere besitzt oder verdient, denn es ist meist schwarz auf weiss zu sehen oder sogar ganz offensichtlich wie Haus, Auto oder Kleider sichtbar.
Doch die Freude an den schönen Dingen des Lebens ist nur dann beständig, wenn auch diese Oberflächlichkeiten ein Teil davon sein dürfen, egal wie das Preisschild aussieht. Sie dürfen sogar Ausdruck eines guten Lebens sein, so wie Osho das auch immer praktizierte, als der bekannte spirituelle Lehrer seinen Fuhrpark mit elf RollsRoyce genoss.
Von Innen nach Aussen
Wenn der innere Reichtum, also die Fülle an liebevollen Beziehungen und an Weisheit und Klarheit vorhanden ist, so steht der äussere Reichtum in Einklang damit und wird anderen helfen. Zum einen weil er geteilt wird und zum anderen weil er inspiriert, wie man nicht mehr im Mangel leben muss.