Ich war wirklich schockiert, als ich in einem Vortrag eines Speakers folgenden Ratschlag an Kinder hörte: „Erzähl deinen Eltern ja nicht, was du dir wünscht, sonst erpressen sie dich damit!“
Leider ist da etwas Wahres dran, denn nach einiger Recherche in meinem Bekanntenkreis, hörte ich etliche Kindheitsgeschichten, die das begründeten. Nämlich solche, wo Eltern versuchten die Wünsche ihrer Kinder für bessere Schulleistungen und ähnliches zu nutzen. Erzieherisch also.
Doch was manchmal hängen bleibt, ist leider ein ganz negativer Kontext. Dinge wie „du musst dich verbiegen, weil du nicht gut genug bist“ oder gar die Schlussfolgerung oben, dass man am besten gar nicht sagt, was man möchte, um sich nicht angreifbar zu machen.
Schade eigentlich
Denn von Aussen betrachtet möchte man fast meinen, dass sich Eltern und Kinder in solchen Situationen im Krieg gegeneinander befinden. Anstatt miteinander Lösungen zu suchen, benützt der eine die Währung des anderen ( also das was er unbedingt möchte), um seine eigenen Vorstellungen durch zu setzten.
Und es gibt ja noch immer in vielen Köpfen die Überzeugung, dass nur durch Druck und Manipulation jeder einzelne sein Bestes gibt. In diesem speziellen Fall allerdings sehr geschickt als positive Motivation getarnt. Man würde das Kind also anspornen sich in der Schule mehr anzustrengen, mit einer Art Belohnung. Doch diese Strategie kann böse nach hinten los gehen und das Vertrauen zu den Eltern zerstören.
Manipulation beginnt schleichend
Viele von uns haben schon in ihrer Kindheit gelernt nicht immer die Wahrheit zu sagen, oder gar sie zu verheimlichen. Und zugegeben: die Kunst der Diplomatie ist auch manchmal den Mund zu halten und zum richtigen Zeitpunkt geschickte Worte zu finden.
Doch wir verführen Kinder immer wieder zu den verschiedensten Manipulationstaktiken, wenn wir ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht ernst nehmen. Und natürlich leben wir sie ihnen auch vor.
Das Destruktivste, das man den Heranwachsenden vorleben kann, ist natürlich ein Klima des Gegeneinanders, wo jeder versucht sich hinterrücks durch zu setzten. Denn wer das Leben als Kampf gegeneinander kennen lernt, wird auch weiter Schwierigkeiten haben bedingungslos zu vertrauen – leider auch sich selbst.
Vom Aussen ins Innen
Ich habe mich lange nicht mit dem „inneren Kind“, wie Louise Hey es gerne nennt, beschäftigt, doch jetzt, wo wieder viele Kindheitserinnerungen in mir aufsteigen, wird mir diese freie, lebendige Energie von früher wieder bewusst.
Mittlerweile ist auch schon vielen klar geworden, dass sie eigentlich als Erwachsene ohnehin nur große Kinder geworden sind. Allerdings mit sehr vielen eingrenzenden und manchmal sogar traurigen Gedankenmustern.
Genau diese Glaubenssätze bestimmen jedoch, wie wir die Welt um uns wahrnehmen und wie wir mit ihr umgehen. Sie bestimmen allerdings auch wie wir uns selbst beschreiben und was wir uns noch erleben lassen. Wie ein Irrgarten von Hindernissen, aus Dingen die nicht möglich oder gar schlecht ( moralische verwerflich) sind.
Erpressen wir uns auch noch selbst?
Um diese antrainierte Vorstellung von oben noch weiter auf unseren Umgang mit uns selbst um zu münzen, stellt sich diese Frage.
„Erpresse ich mein inneres Kind tatsächlich damit, dass ich mir nur Wünsche erfülle, wenn ich brav und ordentlich meine Pflichten erfüllt habe?“
Das würde vieles erklären. Denn wir erlauben uns oft Lustiges nicht, treffen mit uns selbst Abmachungen, wie „zuerst die Pflicht, dann das Spiel“ und haben auch oft schlechtes Gewissen, wenn wir für Spaß nicht auch hart gearbeitet haben. Der Deal läuft also noch immer in unseren Köpfen ab.
Kehrtwende
Nun hat es schon in vielen pädagogischen Büchern Eingang gefunden, dass intrinsische Motivation immer noch die beste ist. Also nicht von außen gefördert oder stimuliert, sondern plötzlich oder „zufällig“ entstandene, innere Impulse, die uns Handeln, Lernen und Ausprobieren lassen.
Die Lehrer und Eltern werden zu Assistenten und Unterstützern dieser inneren Triebfedern und vertrauen einfach darauf, dass sich die Neugier ganz natürlich ergibt und zu Wissen führt. Ein entspannter und freudvoller Umgang mit Lernen und Kreieren könnte sich so ergeben.
Das innere Kind voraus gehen lassen
Und genau das ist ja auch die Haltung, mit der wir selbst am schnellsten und besten an unsere eigenen Ziele gelangen. Nicht lange nachdenken, sondern einfach machen. Suchen was Spaß macht, Neues ausprobieren und sich nichts darum scheren, was andere darüber denken.
Der Fokus jedes Kindes liegt automatisch auf Lustigen und lehrreichen Erfahrungen. Denn das ist unser ganz natürlicher Instinkt: wir wollen, dass es uns gut geht und trachten ständig danach etwas zu tun, das Spaß macht.
Dieser Urinstinkt ist Antrieb genug und er ist auch der Einzige, der wirklich Sinn macht.
Probieren geht über studieren, sagt der Kasperl immer!
Vieles, das wir ausprobieren, führt nicht gleich zum Erfolg. Aber vielleicht war es gerade witzig oder zumindest interessant es gemacht zu haben. Egal.
Jede Erfahrung ist eine wertvolle, und es liegt an dir selber, was für eine Geschichte du dir darüber erzählst. Also erzähl sie doch lustig!