Verschobenes Rechtsempfinden

Ein Phänomen, das meist in Beziehungen mit manipulativen Persönlichkeiten auftritt, ist die Verunsicherung des eigenen, intuitiven Rechtsempfindens.

Denn jeder von uns hat ganz natürlich eine Sensibilität dafür, was im Umgang miteinander respektvoll und fair ist.

Werden diese Grenzen des Anstandes allerdings häufig von anderen übertreten und sogar noch mit Vorwürfen gerechtfertigt, dann beginnt die Verwirrung und man zweifelt an sich selbst.

Menschenrechte – eine gute Hilfe zur Orientierung

Ein paar Beispiele dafür – anhand von Rechten, die sogar als Menschenrechte laut Vereinten Nationen definiert, und in vielen Ländern im Grundgesetz verankert sind:

  • Recht auf Privatsphäre und Datenschutz
  • Recht auf Unversehrtheit
  • Recht auf Menschenwürde
  • Recht auf Meinungsfreiheit
  • Recht auf soziale Kontakte

Natürlich ist es etwas herausfordernd diese grossen Gesetze auf private oder zwischenmenschliche Situationen umzulegen, deshalb hier ein paar praktische Beispiele – für den Hausgebrauch sozusagen.

Das Recht auf Privatsphäre

Jeder Mensch hat eine Intimsphäre, die er vor anderen nicht offen legen muss – einen persönlichen Schutzraum.

Ein Bekannter hat Videokameras in seinem Schlafzimmer installiert und dadurch seine Frau beim Ehebruch erwischt. Doch damit ist er völlig im Unrecht, denn unwissentlich gefilmt zu werden, noch dazu in der eigenen Privatsphäre ist einfach unfair und illegal.

Auch das Durchstöbern des Handys von Partner oder Familienmitgliedern ist so eine Verletzung des persönlichen Bereichs, selbst bei Kindern sollte man das nicht einfach tun.

Das Grundgesetz kennt hier lediglich eine Ausnahme: die Verhinderung von kriminellen Straftaten wie Mord, Totschlag etc. also wirklich grobe Delikte. Ehebruch oder Lügen sind keine ausreichenden Gründe dieses Recht zu verletzen, und schon gar nicht das blosse Misstrauen!

Recht auf Unversehrtheit

Dieser Punkt ist wohl jedem klar, sofern es sich um die körperliche Unversehrtheit dreht. Aber was ist mit unserer Psyche, was mit unseren Nerven?

Schreikonzerte oder emotionale Erpressung sind auf Dauer genauso zermürbend, wie verbale Drohungen mit Gewalt.

Da gibt es schon mal auch Elternteile, die mit der Androhung von Selbstmord oder anderen Horrorszenarien versuchen ihren Willen durchzusetzen. Doch auch das ist nicht in Ordnung, sofern es nicht krankheitsbedingt passiert.

Das Recht auf Menschenwürde

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – doch was bedeutet das für den Umgang miteinander?

Das Lächerlich-machen des Partners einem Dritten gegenüber, zum Beispiel. Und natürlich auch nicht der eigenen Kinder. Man stellt seine Leute nicht anderen gegenüber als Deppen, Versager oder Unfähige hin, das ist verachtend und respektlos.

Auch direkte Beschimpfungen und Verunglimpfungen sind nicht in Ordnung, gerade nicht wenn sie das äussere Erscheinungsbild betreffen. Aber auch andere Schwächen anzuprangern und vorzuwerfen ist in einem übertriebenen Mass einfach eine Verletzung der Würde des Menschen und nicht in Ordnung.

Recht auf Meinungsfreiheit

Damit ist natürlich nicht das eigene Denken gemeint, sondern das Recht seine eigene Meinung auch äussern zu dürfen.

Das heisst, egal wie unsinnig oder unpassend der andere meine Sichtweise findet, er hat zu akzeptieren, dass ich meine eigenen Gedanken auch ausspreche. Mehr noch: er hat sie als meinen Standpunkt zu respektieren, auch wenn er ihn nicht teilt.

Mundverbot ist nicht in Ordnung und schon gar nicht das Aufzwingen von anderen Meinungen, oder gar Gehirnwäsche.

Das Recht auf soziale Kontakte

Den Umgang mit gewissen Leuten zu verbieten, ist häufig noch ein Machtmittel innerhalb von Familien. Bei Teenagern noch verständlich, weil die Eltern Angst vor schlechten Umgang haben, was aber häufig gar nicht gerechtfertigt ist.

Anstatt es zu verbieten, kennen geschickte Manipulatoren aber noch andere Mittel, nämlich die Suggestion, dass gewisse Leute nicht gut für dich wären. Sie vermiesen dir quasi die Freude an der Freundschaft. Bis man irgendwann ziemlich isoliert da steht und kaum mehr jemandem vertraut.

Grundprinzip

Diese Gesetze widerspiegeln lediglich unser Empfinden für einen fairen und respektvollen Umgang miteinander. Wir bräuchten sie nicht, würde unserer Intuition nicht ständig von irgendjemandem widersprochen werden.

Natürlich kann man sich zur Orientierung für einen gesunden Umgang miteinander auch den Kategorischen Imperativ von Kant vor Augen halten. („Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ )

Der Volksmund umschreibt den vereinfacht auch so:

„Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu!“


ALOHA Susanna

Post Author: Susanna

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