Intuitiv ist doch jedem klar, was ich mit Chaostheorie meine, dazu braucht man kein Mathematiker sein. Das Leben ist dynamisch, manchmal unüberschaubar und dadurch auch oft unvorhersehbar.
In der Regel jedenfalls.
Geschmackssache
Trotzdem ist der Mensch bestrebt das Chaos zu beherrschen und zu kontrollieren, mit den unterschiedlichsten Strategien. Da gibt es zum einen den wissenschaftlichen und rationalen Ansatz, Modelle und Statistiken zu Rate zu ziehen.
Zum anderen gibt es esoterische Theorien und spirituelle Praktiken, die über das Gespür den Einzelnen wieder seine Bestimmerkraft zurück bringen wollen.
Daran scheiden sich die Geister, dabei könnten sie sich durchaus wunderbar ergänzen.
Wissen ist nicht Macht
Reines Kopfwissen fusst leider allzu häufig auf falschen Annahmen und die Schlussfolgerungen daraus sind nutzlos. „Ex falso, quod libet“ würde der Lateiner dazu sagen, also aus Falschem folgt Beliebiges.
Sehr anschaulich habe ich das in einem Vortrag über Plazebo-Wirkung von einem Professor für Wirtschaft und Mathematik (wieder-)erleben können.
Man mag sich natürlich fragen, wie ein Mathematiker zum Experten für die Wirkung des menschlichen Geistes auf den Körper wird. Aber scheinbar genügt ein akademischer Titel um ausreichend Publikum anzuziehen, vor allem wenn es den gleichen skeptischen Standpunkt vertritt.
Logik oder Manipulation?
Das Eingangs-Statement „Wer heilt hat nicht recht“, war eine klare Kampfansage gegen die Alternativmedizin. Flott ging er über die Widerlegung des Prinzips von Paracelsus hinweg, um dann daraus abzuleiten, dass Scheinwirkungen lediglich zufällig und völlig unvorhersehbar wären.
Nein, ich war nicht im Vortragssaal, sonst hätte ich dazwischen gerufen, sondern habe das Video lediglich im Nachhinein im Internet gesehen.
In diesem konkreten Fall lag die Kompetenz des Herren allerdings in seiner Fähigkeit mit scheinbarer Logik die Zuhörerschaft auszutricksen. Eloquent, gut vorbereitet und mit viel Gleichdenkern im Raum, produziert er somit eine logische Herleitung ( Deduktion), die tatsächlich einleuchtend klingt. Leider aber völlig wertlos ist, weil sie auf einer unüberprüften Annahme basiert.
Genau diese Masche kann man vermehrt in den Medien beobachten, wenn man aufmerksam zuhört und vor allem aufpasst.
Fundamentalismus
Es ist also immer wieder notwendig grundsätzliche Annahmen sogar Überzeugungen nochmals zu prüfen und zu vergegenwärtigen. Die eigenen, sowie die, der sogenannten Experten oder Meinungsmacher.
Genau dann fallen wir nicht mehr auf all diese Schwindeleien, Verdrehungen oder Manipulationen herein, denen wir überall ausgesetzt sind.
Der Widerspruch zu den eigenen Grundfesten wird dann regelrecht spürbar, wie ein innerer Impuls oder auch der Wunsch laut aufzuschreien. ( ich lass es nicht immer raus – keine Sorge ;-))
Was kann man noch glauben?
Es gibt genug woran wir glauben können. Allerdings leben wir in einer Zeit, wo uns noch vielmehr Unsinn oder absichtliche Verzerrung zugetragen wird.
Meiner Ansicht nach leben wir gerade deshalb in einer spannenden und aufregenden Epoche. Denn der Mensch wird zunehmend gefordert, aus sich selbst heraus die Wahrheit zu schöpfen und selbst herauszufinden, was wirklich Bestand hat und echt ist.
Und genau dazu haben wir ein untrügliches Sensorium, nämlich unsere Emotionen. Bloss unser Verstand ist so schnell und komplex geworden, dass es uns oft schwer fällt all die einzelnen Gedanken auf ihre Wahrhaftigkeit zu überprüfen. Doch das ist genau die Übung, zu der wir jetzt aufgefordert sind.
Freie Radikale
Natürlich gibt es auch bei diesen spirituellen Strategien Extremisten, die sich nur mehr und allein auf ihr Gespür verlassen und gar nicht mehr zuhören.
Noch mehr Leute gibt es, die sich gerne mehr darauf verlassen möchten, aber nicht recht trauen. Verwirrung und Unsicherheiten bremsen und man geht lieber „auf Nummer sicher“.
Doch was wenn sich die überwiegende Mehrheit der Menschen zu genau diesen freien Radikalen oder Hippies entwickeln würden. Immun gegen Angstmache und Glücksversprechen. Desensibilisiert gegen Medien und Systemdruck und stark von Innen heraus.
Ich denke, dann würde viele Strukturen und Systeme auseinander bröckeln, weil sie ihren Kitt, der sie zusammenhält, verlieren. Gerade so wie die DDR und auch die Mafia zerbröselten, weil die Angst sie nicht länger zusammen hielt.
Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken
Antikes Sprichwort
Eine andere entscheidende Komponente, der menschlichen Irrung ist zudem, dass wir andere Leute dirigieren oder regulieren müssen, damit das Zusammenleben funktioniert. Denn in der Regel landet die Macht der Kontrolle bei einer ganz kleinen Gruppe, die diese zwangsläufig missbraucht oder ungerecht ist. Zudem weiß die Kontrolleinheit ja gar nicht mehr, wohin und was anfangen mit dieser großen Gesellschaft. Ist planlos und oft auch ratlos.
Die große Frage, die sich also stellt: könnte eine Gemeinschaft auch ohne Struktur oder Regelwerk, ohne System tatsächlich funktionieren?
Das wird oft verneint, weil diese Konstrukte als das Skelett einer Gesellschaft angesehen werde, ohne die alles zusammenbrechen würde.
Wenn aber der Kopf immer wieder krank wird und vor allem unfähig vernünftig zu entscheiden, dann sollte er womöglich nicht anführen sondern dienen.
Herz voran
Beim menschlichen Körper ist das für viele ganz klar, dass Intuition und Sensibilität die besseren Ratgeber sind. Legen wir das Bild um auf eine Lebensgemeinschaft oder Bevölkerung, dann sind es wohl die Herzensmenschen, die gehört werden sollten und vor allem anerkannt.
Das ist eine schöne Vision für die Zukunft, in der die Prioritäten wieder klar liegen und aus dem Herzen heraus das Richtige getan wird.
Was heute noch illusorisch erscheint ist rein rechnerisch lediglich eine Frage der Mehrheit, des Mainstreams. Wenn mehr so leben, wenn es normal wird herzlich und liebevoll zu sein, dann haben wir ein gutes Leben.
Und das steht in keinem Widerspruch zu Wirtschaft oder Wissenschaft, sondern könnte sie durchaus in konstruktivere, effizientere Bahnen lenken.