Die innere Ethik: Würde, Ehre, Mitgefühl, Herz oder Wahrheit

Ich will hier keine Wortklauberei vom Zaun brechen, wie man diesen inneren Impuls jetzt nennen sollte, der uns meist gute Hinweise gibt. Man kann auch die Worte Intuition oder Bauchgefühl verwenden, auch wenn man sich dann blöde Witze über das Wort Bauchgefühl anhören kann ;-). Ein weiteres gutes Bild ist ein Engelchen und ein Teufelchen auf je einer Schulter sitzend, da reden wir jetzt ganz sicher vom Engelchen, das diese innere Ethik repräsentiert.

Einige nennen es auch HöheresSelbst, inneres Kind oder einfach nur Stimme des Herzens. 

Intellektuelle bevorzugen sicher Terminologien aus der inneren Werte-Schatzkiste wie Würde, Ehre, Anstand oder andere Tugenden.

Religiöse Menschen sprechen von Gott, Jesus oder gar von Engeln, die ihnen den rechten Weg weisen.

De gustibus est disputandum.

Als ich mich im Teenageralter mit Intuition zu beschäftigen begann, hatte ich merkwürdigerweise ständig die Sorge meine Intuition mit meinen Instinkten, insbesondere den niedrigen, zu verwechseln. Vielleicht lag das an der Ähnlichkeit der Worte, aber ich denke heute, da steckt noch viel mehr dahinter.

Zum einen eine Unsicherheit die eigenen Impulse einschätzen zu können ( lernt man ja nicht in der Schule), zum anderen eine Verwirrung darüber, was den gute und schlechte Instinkte wären.

Also setzte ich jetzt genau hier an mit meinen gewonnen Erkenntnissen:

  • Wenn man lernt Stimmungs-Frequenzen zu erspüren, dann kann man auch die eigenen Ideen und Impulse darauf überprüfen. Also feine, schöne werden zugelassen und wütende oder traurige lieber verworfen.
  • Instinkte können gar nicht verkehrt sein, man hat lediglich angstmotiviertem Wünschen auch den Titel „niedrige Instinkte“ verliehen, weil sie nicht rational oder logisch sind. Spürt man hier in sich hinein, kann man entweder eine Anziehungskraft auf sich selbst oder von sich selbst aus spüren. Clou: Anziehung von Aussen ist gut. Anziehung selber erzeugen ist meist Zeichen für Mangeldenken, Gier, Angst, Neid, Unsicherheit usw. Und nicht empfehlenswert. Wir möchten lieber strahlen und geben, das ist unser natürlicher(er) Zustand.
  • Ein Gefühl der Abstossung kann auch vorkommen, denn dann wird man möglicherweise eigentlich angezogen, aber der Kopf blockiert hartnäckig. Durch diese Kopf-Intuition Diskrepanz kommt es meist zu heftigen emotionalen Reaktionen, bis hin zu psychosomatischen Symptomen.

Warum wir diesen inneren Kompass haben?

Schön langsam wird uns doch klar, dass wir wesentlich mehr Fähigkeiten zur Verfügung haben, als 10% des Gehirns zu benutzen oder mit dem Körper irgendwelche Sachen zu schleppen. Gerade jetzt, wo Maschinen beginnen uns sogar repetitive Denkarbeit abzunehmen und wir die Grenzen des Verstandes immer deutlicher sehen.

Und es geht im Leben gar nicht darum, mehr zu wissen oder gar vorherzusagen, sondern dem eigenen Leben einen Sinn zu geben, abseits von bewerteten Leistungen. Jeder der ein Kind hat, einen Pensionär, einen stark Behinderten oder andere leistungsschwache Leute, weiss, wieviel ein Mensch wert ist. Er kann nämlich gar nicht an seiner Leistung oder gar an seinem Potential gemessen werden, auch nicht an anderen Fähigkeiten oder Beiträgen für die Gesellschaft.

Jeder Mensch ist einfach gleich viel wert.

Auch das weiss unsere innere Ethik, auch wenn der Kopf tausend widersprechende Gedanken parat hat.

Jeder Mensch befindet sich immer auf seinem Schicksalsweg, er macht nie etwas falsch, sondern nur Erfahrungen.

Jeder Mensch hat den gleichen Sinn im Leben, die gleiche Lebensaufgabe und arbeitet mit allen anderen Wesen ständig zusammen.

Jeder hat die Möglichkeit glücklich zu sein und darf die Erfahrungen machen, auf die er neugierig ist.

Lust, Anziehung und Neugier sind die wahrzunehmenden Impulse dieser inneren Stimme.

Das sind die grösseren Wahrheiten, die Wahrhaftigkeiten wie sie diese innere Stimme häufig vermittelt.

Praktisch gesprochen

Natürlich gibt sie auch situationsbezogene Orientierung, die sehr individuell ist und oft nur schwer zu verbalisieren.

Wer geübt hat seine kommentierenden Gedanken auszuschalten und ins reine Beobachten seiner Selbst zu gelangen, wird merken, dass es dieser Kompass ist, der im Fluss des Lebens eingebettet scheint und die Richtung anzeigt.

Soviel zur Theorie der Praxis.

Denn im Alltag mischt sich der Kopf irrsinnig in die Aufmerksamkeit mit ein, spielt dramatische Ego-Rollen und wiederholt missmutige Kommentare über andere. Irgendwann rutscht er auch noch in die Opferrolle oder wird zum Rächer einer scheinbaren Ungerechtigkeit.

Genau dann wäre es schön diese leise innere Stimme, diesen sanften Impuls oder irgendeine andere Form der Information wahrzunehmen und dem völlig verwirrten Verstand damit zu fokussieren. Der glaubt dann vielleicht plötzlich selbst alles so gedeichselt zu haben und heimst die Lorbeeren für kleine Erfolge ein, tatsächlich aber hat er nichts damit zu tun.

Das einzige wofür man dem Verstand loben könnte, ist dass er wiedermal erfolgreich aus dem Weg gegangen ist, wo er zuvor noch blockiert hat.

Aftermath

Noch tückischer als vor einer angeblichen Entscheidung ist der Kommentator nach einer Situation oder Handlung. Es ist haarsträubend wie fies und abwertend er gegen andere, und meist auch gegen sich selbst ist.

Das hat unter anderem auch damit zu tun, weil die innere Ethik, der gefühlte Kompass meist nur für augenblickliche Situationen am stärksten spürbar ist.

Dadurch fährt dieser hyperaktive Verstand mit Vergangenheits- und Zukunftsgedanken Schlitten. Das kann von überhöhten Selbstdarstellungen bis zu völliger Demontage der eigenen Person, bis zur Überdramatisierung von völlig unwichtigen Bemerkungen andere reichen. Frei nach dem Motto: „Alles ist möglich.“ können die Gedanken bis ins Absurde schweifen.

Um die eigene innere Orientierung als besser wahrzunehmen, gilt es die Aufmerksamkeit wieder ins Hier-und-Jetzt zu bringen, denn nur dort hat sie Wirkung und Macht. Dort kreiert und gestaltet sie gerade das Leben und ist am stärksten spürbar.

Es gibt auch häufig Momente, da glaube ich, dass ich unbedingt etwas anderes tun sollte. Und wenn ich dann aufgeregt mein Herz danach frage, kommt lediglich die Antwort: „Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.“

Post Author: Susanna

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